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Kann die Lufthansa-Aktie noch fliegen? 

Die Deutsche Lufthansa ist eines der bekanntesten börsennotierten deutschen Unternehmen, ein internationales Aushängeschild. Doch wie alle Airlines hat Corona für massive Flugprobleme gesorgt: Die Lufthansa muss nach mehr als 30 Jahren am 22. Juni 2020  den deutschen Leitindex Dax verlassen und steigt in die zweite Börsenliga, den MDax ab.  Wir erklären, was du jetzt wissen solltest, bevor du Lufthansa-Aktien kaufst: 

Wie wird man überhaupt aus dem Dax gekickt?

Im Dax sind die 30 größten Börsenunternehmen Deutschlands vertreten. Die Kriterien dafür sind der Börsenumsatz (Handelsvolumen) und der Börsenwert (Marktkapitalisierung). Im September überprüft die Deutsche Börse die Zusammensetzung des Index, im März, Juni und Dezember wird zusätzlich ein Schnellcheck nach den Fast-Exit- und Fast-Entry-Regeln gemacht.

Fällt ein Unternehmen hinsichtlich Börsenwert oder Börsenumsatz hinter Platz 45 im Dax, muss das Unternehmen wegen der Fast-Exit-Regel den Index verlassen. Das Nicht-Dax-Unternehmen, welches in diesen Kriterien mindestens Platz 35 im Dax erreichen würde, rückt jetzt nach. Das Dax-Gründungsmitglied Lufthansa muss gehen, weil die Fast-Exit-Regel greift, und zwar bei der Marktkapitalisierung. 

Börsenwert zusammengeschrumpft

Der Börsenwert der Lufthansa lag am Stichtag, also dem letzten Handelstag im Mai, bei nur noch rund 5 Milliarden Euro. Zum Vergleich: Der Dax-Elefant SAP hat eine Marktkapitalisierung von rund 148 Milliarden Euro. 

Zwar ist die Lufthansa-Aktie schon seit November 2019 leicht gefallen. Doch die Corona-Pandemie und der Lockdown haben der Aktie extrem geschadet, da der Flugverkehr drastisch reduziert wurde. Wie krass der Abstieg der Aktie war, kannst du in der Grafik sehen. 

LH-Aktie, Quelle: Yahoo Finance (Klicke, um zum Chart zu kommen)

Hilfe vom Deutschen Staat 

Ohne Hilfe ging es also nicht mehr. Die deutsche Bundesregierung hat ein Hilfspaket in Höhe von 9 Milliarden Euro geschnürt, dafür bekommt der Bund auch zwei Posten im Aufsichtsrat. Der Lufthansa-Aufsichtsrat hat dem Rettungspaket zugestimmt, in einer außerordentlichen Hauptversammlung am 25. Juni folgt dann noch – hoffentlich – die Zustimmung der Aktionäre. Allerdings kann das durchaus noch schiefgehen, denn nicht alle Aktionäre sind mit dem Paket einverstanden. 
Da die Staatshilfe alleine nicht reicht, muss die Lufthansa zudem Kosten einsparen. So wird die Flotte der Lufthansa geschrumpft, außerdem werden tausende Stellen abgebaut. 

Was bedeutet der Rauswurf für die Aktie? 

Vor allem der Ruf ist ein ziemlich ruiniert, war doch die Kranich-Airline ein stolzes Gründungsmitglied des Dax. Das könnte viele, vor allem ausländische Investoren abschrecken. Die Aktie wird auch aus diversen Dax-ETFs gestrichen, die nun umgeschichtet werden müssen, was ebenfalls Einfluss auf den Aktienkurs hat. (ETFs, Exchange Traded Funds, bilden einen Index wie den Dax nach. ETFs wird es übrigens bald auch bei BUX Zero geben. Mehr zum Thema ETFs findest du zum Beispiel hier).

Doch im Vergleich zur Corona-Krise ist der Index-Rauswurf eher nebensächlich. Die Aussichten für die Lufthansa-Aktie sehen für dieses Jahr mau aus. In einem Interview mit der FAZ sagte Lufthansa-CEO Carsten Spohr, dass die Zahlen für 2020 schrecklich sein werden. 

Was sagen die Analysten?  

Die Experten ziehen mehrheitlich die rote Karte. Richtig pessimistisch ist die Citigroup, die Anfang Juni für die Lufthansa-Aktie nur noch ein Ziel von 0,50 Cent gesetzt hat. Es gibt aber auch andere Meinungen, so hat das US-Analysehaus Bernstein Research die Einstufung für Lufthansa auf „Market-Perform“ mit einem Kursziel von 10 Euro belassen. Und auch Lufthansa-CEO Carsten Spohr hat noch Hoffnung: Er kaufte Anfang Juni rund 160.000 Aktien zum Preis von 11,56 Euro. 

Vom letzten Höchststand von 31 Euro (Dezember 2017 wegen der Air-Berlin-Übernahme) ist die Aktie natürlich weit entfernt. Allerdings notierte die Lufthansa-Aktie auch schon mal öfter um die 10 Euro, zum Beispiel Ende September 2016 und davor im Juni 2012. Hoch gekrabbelt ist die Aktie bisher immer. Aber mit mehr Volatilität muss man auf jeden Fall rechnen. 

Primär fällt und steht bei der LH alles mit Corona. Wenn die Reisebeschränkungen signifikant gelockert werden und wenn ein Impfstoff oder ein wirksames Mittel vorliegt, könnte die Aktie wieder durchstarten. Auch wenn sich noch zeigen muss, ob Corona langfristig zu Verhaltensänderungen bei Business-Reisen führen wird – rund die Hälfte der Einnahmen der Kernnetz-Fluggesellschaften der LH, zu der auch die Swiss, Austrian Airlines und Brussels Airlines gehören, kommen von Geschäftsreisen. Da droht also eine weitere Corona-Gefahr im Hintergrund. 

Nachschlag: Wer rückt eigentlich nach? 

Ersetzt wird die Lufthansa im Dax durch den Immobilienkonzern Deutsche Wohnen, dem zweitgrößten börsennotierten privaten Vermieter in Deutschland. Der größte deutsche Vermieter Vonovia ist bereits seit einigen Jahren im Dax gelistet – und beide kannst du mit der BUX Zero App kaufen. 
Und nun: Guten Flug!

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