Wie die Wahl die Börsen beeinflussen könnte

Am 26. September ist es in Deutschland wieder so weit. Dieses Mal so ziemlich alles anders als zuvor: Angela Merkel wird nach einer prägenden Ära nicht mehr als Bundeskanzlerin antreten. Wer der oder die neue Bundeskanzler/in wird, tritt ein schwieriges Erbe an. Klimaschutz, Pandemie, Digitalisierung, die Themen stapeln sich. Wir haben uns angeguckt, was einige der möglichen Koalitionen für die Märkte bedeuten könnten. 

Ampelkoalition (SPD, FDP und die Grünen)

Größter Streitpunkt in der Ampelkoalition sind die Regelungen zum Klimaschutz. Während die FDP eher auf Freiwilligkeit und Innovationskraft setzen möchte, wollen SPD und die Grünen mit Gesetzen den Wandel vorantreiben. In jedem Fall würden auf Bundesebene vor allem die Autobauer profitieren, denn die SPD als Arbeiterpartei möchte ebenso wie die FDP als Wirtschaftspartei die heimische Wirtschaft stützen. 

Da alle Autobauer jetzt die Energiewende mit vorantreiben und voll auf E-Autos setzen, dürfte sich hier der größte Konsens finden. Daimler, BMW, Volkswagen und auch alle Zulieferer-Aktien, wie zum Beispiel Continental könnten deutlich profitieren. ETFs die sich mit Nachhaltigkeit und grüner Energie beschäftigen, so wie der New Energy ETF (Lyxor), würden von so einer Regierungskonstellation ebenfalls profitieren können.

Interessant ist dann auch, wie die SPD und die FDP in Sachen Börse zusammenkommen würden: Die SPD und ihr Kanzlerkandidat Olaf Scholz wollen jedoch seit Jahren eine Finanztransaktionssteuer einführen. Darauf stehen die Märkte aber gar nicht, denn laut aktuellen Analysen würden dadurch vor allem Kleinanleger getroffen werden.

Deutschland-Koalition (CDU/CSU, SPD und FDP)

In der sogenannten “Deutschland-Koalition” wäre wohl die SPD das dritte Rad am Wagen, denn die CDU/CSU regiert schon immer gerne mit der FDP. Beide Parteien sind wirtschaftsfreundlich, die SPD ist eher für Steuererhöhungen für Konzerne. Und auch wenn die SPD mehr Stimmen als die FDP bekommt, bleibt die FDP immer der verlängerte Arm der CDU. Eine spannende Konstellation bei der die SPD wohl der erneute große Verlierer wäre – außer natürlich, sie bekommt mehr Stimmen als die Union.

Die CDU könnte mit Armin Laschet als Kanzler ein Digitalisierung-Ministerium an den Start bringen. Und da die Regierung schon für die Corona-App mit SAP kooperiert hat, wäre es sehr interessant, wie die SAP-Aktie reagiert. Vielleicht gibt es ja den nächsten Großauftrag aus dem neuen Ministerium für die deutsche Softwareschmiede?

Jamaika-Koalition (CDU/CSU, Die Grünen, FDP) 

Die Frage ist, ob die FDP zur alten Stärke zurückkommen kann. Trotzdem könnten die paar Prozentpünktchen am Ende entscheidend sein, wenn es für eine Zweierkoalition nicht reicht. Für die Börsen wäre eine Regierungsbeteiligung von CDU und FDP vorteilhaft. Aktien von exportorientierten Unternehmen würden eher steigen – wenn auch verhalten. 

Vielleicht wäre sogar ein Autoboom möglich, wenn liberales Wirtschaftsdenken der FDP auf E-Auto-Förderung der Grünen trifft. Auch hier sollte man auf die Autowerte wie Daimler, BMW, Volkswagen gucken.

Rot-Rot-Grün (SPD, Grüne, Die Linke) 

Auch wenn SPD-Chef Scholz ein Bündnis mit den Linken ausgeschlossen hat, es könnte zu dieser Konstellation kommen, wenn die SPD ohne die Linken sonst wieder in die Opposition müsste. Die Folgen wären für die Wirtschaft wohl eher negativ. Mindestlöhne würden steigen, es würde mehr reguliert und besteuert werden. Aktien würden fallen, der Euro auch, Gold und sichere Häfen dagegen steigen. Besonders betroffen wären Unternehmen aus dem Banken und Versicherungsbereich, also zum Beispiel Deutsche Bank, Commerzbank und die Allianz. 

Die großen Energiekonzerne haben zwar schon ordentlich Druck durch die Grünen, durch die Linke würde der sich noch weiter erhöhen. Das wäre schlecht für Aktien von RWE und E.ON. die größte Streitfrage in dieser Koalition wären wohl die Freihandelsabkommen. Die Linken sind gegen solche Abkommen, die Grünen würden sich da wohl mitziehen lassen. Das wäre schlecht für Bayer, Siemens, Fresenius, Hochtief und alle anderen Unternehmen, die von der Exportwirtschaft abhängig sind.

Die großen Themen der Zukunft

Wer oder was es auch immer werden wird. Die ToDo-Liste für die neue Regierung ist lang. Die wichtigsten Entscheidungen und Koalitionsverhandlungen müssen sich mit diesen Themen auf jeden Fall beschäftigen:

  • Pandemie – an der Börse vor allem für Aktien aus dem Einzelhandel wichtig
  • Klimaschutz – für Autobauer, Energie-Riesen aber auch viele andere Branchen entscheidend
  • Digitalisierung – für die großen Cloud-Konzerne wie SAP, Adobe, Oracle, Microsoft, etc. wichtig. Es lohnt auch ein Blick auf ETFs wie den Cybersecurity and Data Privacy UCITS ETF (Rize).
  • Europa-Politik und Beziehungen zu USA, China und Russland – Für Währungen wie den Euro und seine Pendants wie EUR/USD wichtig. Und natürlich für alle exportorientierten Unternehmen.
  • Migration, innere Sicherheit, Industriepolitik und Sozialpolitik füllen die lange Liste noch auf. Aktien wie Thyssenkrupp oder ETFs wie der Europe Socially Responsible ETF (Lyxor) könnten dabei im Fokus stehen.

Es kann übrigens durchaus sein, dass wir am Wahlabend noch mit einer ganz anderen Konstellation überrascht werden. Das wissen wir dann nach am 26. September ab 18.00 Uhr – oder nach einigen Monaten Koalitionsverhandlungen. 

Dieser Artikel wurde von Marvin Engel geschrieben.

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